In den letzten Jahren ist immer deutlicher geworden, dass Demokratie keine Selbstverständlichkeit ist. Bei vielen schwindet das Vertrauen in die Institutionen der Demokratie und demokratische Werte werden in Zweifel gezogen. Um Demokratien wieder stärken zu können, ist eine Rückbesinnung auf ihre Werte und Grundlagen unabdingbar. Die Bedeutung von Demokratie für Menschenrechte, Gerechtigkeit und Solidarität, für Frieden und gewaltfreie Konfliktaustragung und insbesondere für Freiheit ist hierbei hervorzuheben. Das Projekt LIBERTA – Film und Demokratie. Interkulturelles Atelier für junge Frauen setzt hier an und möchte mit seinen Workshops zugewanderte, deutsche und geflüchtete junge Frauen in einem interkulturellen Prozess für diese wichtige Bedeutung der Demokratie sensibilisieren. Hierbei möchten wir die jungen Frauen ermutigen, sich mittels selbst erstellter Filme auszudrücken und ihre Stimme zu erheben.
Kulturelle Vielfalt möchten wir als Lernfeld für Demokratie nutzen. Interkulturelle Kompetenz erfordert Einfühlungsvermögen, Selbstreflexion, Verhaltensflexibilität und Frustrationstoleranz. Mit der interkulturellen Zusammensetzung der Teilnehmerinnen, den Angeboten für Austausch, Dialog und demokratischer Entscheidungsfindung, der Zusammenarbeit in kulturell gemischten Teams im Rahmen der gemeinsamen Produktion von Filmen möchte LIBERTA zu diesen Fähigkeiten beitragen.
Filme und Bilder eröffnen ästhetische und imaginative Erfahrungsräume, die wir als Ausgangspunkt für Lernprozesse nutzen möchten. Jugendliche mit Fluchterfahrungen und kurzer Aufenthaltsdauer – noch unsicher in der deutschen Sprache – profitieren von der gemeinsamen Filmarbeit, der Möglichkeit, das eigene Erleben mit Bildern auszudrücken und für andere erfahrbar zu machen. Die Teilnehmerinnen lernen, sich selbst in der Auseinandersetzung mit anderen zu positionieren, aber auch Perspektiven der anderen einzunehmen und unterschiedliche Meinungen auszuhalten.
Didaktik und Programm des Workshop-Programms gehen von einem Verständnis von Demokratie aus, das sich mit „Demokratie als Lebensform“ umschreiben lässt. Demokratie in diesem Verständnis ist „mehr als eine Regierungsform; sie ist vielmehr eine Form des Zusammenlebens, der gemeinsamen und miteinander geteilten Erfahrung“ (John Dewey). In diesem Sinne möchten wir den Teilnehmerinnen von LIBERTA vielfältige Gelegenheiten bieten, in denen sie Demokratie im lebenspraktischen Miteinander erfahren können.
Die Förderung demokratischer Kompetenzen stärkt die Dialogbereitschaft und Offenheit und kann die Teilhabe- und Integrationschancen von jungen Frauen mit Migrationshintergrund verbessern. Mit der Form der dialogischen Vermittlung und Auseinandersetzung mit demokratischen Werten in einer divers zusammengesetzten jungen Teilnehmerinnengruppe ist das Projekt einzigartig und modellhaft.
Programmschwerpunkte von LIBERTA
- Erfahrungsräume für Demokratie im lebenspraktischen Miteinander.
- Demokratie: Meine Freiheit und die Freiheit des Anderen.
- Grundwerte der Demokratie.
- Demokratie und Frauenrechte.
- Lebenserfahrungen von Frauen, für die Demokratie eine existentielle Bedeutung hat.
- Benachteiligte Menschen in einen demokratischen Prozess der Film- und Medienproduktion bringen und hierbei zu medialen Selbstausdruck befähigen.
- Die Teilnehmerinnen setzen ihre Zugänge, Vorstellungen und Ideen zur Demokratie in Form eigener Filme um.
- Einführung in filmische Gestaltungsmittel und die Möglichkeiten der Filmsprache.
- Nutzung von Filmen und Bildern als Ausdrucks- und Kommunikationsmittel sowie Experimentierfeld.
- Demokratie als Thema in verschiedenen Filmgenres und -gattungen.
- Austausch, Dialog und Teamarbeit.
- Spiele zu Gruppendynamik, Konflikten und demokratischer Entscheidungsfindung.
- Partizipative Programmplanung mit allen Teilnehmerinnen.
Für 2024, 2025 und 2026 sind jeweils insgesamt 3 fünftägige Workshops mit erfahrenen Filmemacherinnen, Medienpädagoginnen und Teamern in Frankfurt am Main geplant.
Das Festival der Ideen: Demokratie! als feierliche Abschlussveranstaltung rundet das Programm ab.
Zielgruppe/Teilnehmerinnen
Die Zielgruppe des Projekts sind zugewanderte und geflüchtete Mädchen und junge Frauen unter Einbeziehung von Mädchen und jungen Frauen mit und ohne Migrationshintergrund ab 14 Jahren.